Wortgefechte – Preßburg oder Bratislava?
Wortgefechte – Preßburg oder Bratislava?
Zeihsel: Wortgefechte – Preßburg oder Bratislava? Reichenberg oder Liberec?
Utl.: Vergessen wir bei Ortsnamen ideologische Hintergedanken!
Die Namensvielfalt in deutschsprachigen Medien ist oft verwirrend und könnte vermieden werden, wenn sich Österreichs und Deutschlands Medien an die Regel halten würden, für geografische Bezeichnungen deutschsprachige Namen zu verwenden, sofern diese vorhanden sind. Würden sie es tun, hieße es Weißrussland und nicht Belarus, das alt bekannte Bombay hieße nicht Mumbai und Peking nicht Beijing. Auch die falsche Schreibweise von Bosnien-Hercegovina gehörte der Vergangenheit an, denn Deutsch heißt das Land Bosnien-Herzegowina. Wenn es unbedingt die Schreibweise der Einheimischen sein soll, dann aber auch Suomi für Finnland und Sakartwelo für Georgien schreiben.
Eine Stolperfalle ist oft auch die Bezeichnung von Orten und Landschaften, die bist 1945 deutschsprachig waren und heute polnisch, russisch oder tschechisch sind. Viele Medien vermeiden hier die geläufigen deutschen Namen. So firmierten bei einer Nachrichtenagentur die Bewohner Danzigs als Gdansker, manche verwenden den Zungenbrecher Brno für die Großstadt Brünn, und im Internetportal http://de.uncyclopedia.org/wiki/Immanuel_Kant heißt es allen Ernstes, dass Immanuel Kant in Kaliningrad geboren wurde und Russe sei! Dumm bloß, dass Königsberg, wo Kant 1724 das Licht der Welt erblickte, erst 222 Jahre später von den Sowjets umbenannt wurde.
Das Vermeiden der deutschen Namen ist meist politisch motiviert – genährt von der Befürchtung, deutsche Ortsnamen könnten deutsche Besitzansprüche implizieren. Doch da Deutschlands Grenzen seit der Wiedervereinigung verbindlich festgelegt sind, ziehen derlei Bedenken heute nicht mehr.
Die Lösung des Problems ist simpel: Vergessen wir bei Ortsnamen einfach ideologische Hintergedanken und bleiben wir bei unserer Sprache, also bei Preßburg und Bombay, bei Reichenberg und Königsberg.
Im Gegenzug haben übrigens andere Völker keine Hemmungen beim Benennen deutscher und österreichischer Städte in ihrer Sprache: In England spricht man ungeniert von Munich (für München) und Vienna (für Wien), in Italien von Stoccarda (für Stuttgart) und in Polen von Drezno (für Dresden).
Dass damit Besitzansprüche verbunden wären, ist nicht bekannt, schloss Gerhard Zeihsel, der Bundesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ).